Die Sparren­burg wurde vermutlich um 1200 auf Veran­lassung des Grafen von Ravens­berg erbaut. Ihre erste bekannte urkund­liche Erwäh­nung erfuhr sie erst 1256. Ursprüng­lich war sie ein Verwaltungs- und Wohnsitz der Grafen von Ravens­berg.
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Nordansicht von Turm und Palas. Beim unteren, breiten Teil des Turms handelt es sich um den Rest des mittel­alter­lichen Berg­frieds, auf den 1842/43 der Aus­sichts­turm gebaut wurde.
Neben diesen Aufgaben diente sie der Kontrolle und Sicherung des Passes durch den Teuto­burger Wald (dem über­lie­fer­ten Ort der Varus­schlacht): das Territo­rium der Graf­schaft erstreckte sich über diesen Höhen­zug. Die 1214 von Graf Hermann IV. gegrün­dete Stadt Bielefeld war für ihren militärischen Schutz selbst verant­wort­lich und konnte auf Burg­mannen oder, später, Truppen auf der Festung nicht zurück­greifen.

Mit dem Ende der ravens­bergischen Mannes­linie gelangte die Graf­schaft 1346 durch Heirat in den Besitz der Herzöge von Berg (ab 1457 Jülich und Berg). Seither wurde die Burg im Auftrag des Landesherrn von einem Drost verwaltet. Analog wie vordem das Haus Berg erbten 1511 die Herzöge von Kleve, Grafen zur Mark, die Gebiete und ent­wickelten so das größte Territorial­gefüge Nord­west­deutsch­lands. Ab 1535 veranlassten sie den Ausbau der mittel­alterlichen Sparren­burg zur neuzeit­lichen Festung Sparren­berg, zunächst durch den wohl ravens­bergischen Johann Edeler (Rondell­bauweise), später die italienischen Baumeister Alessandro Pasqualini und Sohn Maximilian (Hinzufügen der Bastion an der Westecke der Festung). Mehr...

Im selben Jahr wurde der Münsteraner Wieder­täufer­könig Johann von Leiden wegen seiner Vergehen auf der Sparren­burg inhaftiert und öffentlich ausgestellt. Die Wieder­täufer waren eine von Kirche und Staat nicht tolerierte, christliche refor­ma­to­rische Bewegung.

Nach dem Tod des letzten klevischen Herzogs 1609 stritten sich die nächsten Erben, die wittels­bachischen (bayerischen) Grafen von Pfalz-Neuburg mit den hohen­zollerischen Mark­grafen von Branden­burg und beide mit den vom Kaiser vorbehaltlich mit dem Gesamt­haus Kleve belehnten Kurfürsten und Herzögen von Sachsen im jülich-klevischen Erbfolge­streit um die Gebiete. Europäische Groß­mächte traten als Verbündete auf. Eine kriegerische Auseinander­setzung konnte aber schließlich und glück­licher­weise abgewendet werden. Bis zu einem in Xanten am 12. November 1614 geschlos­senen Vergleich verwalteten die beiden Erben die Gebiete gemein­schaft­lich. In diesem wurde den Branden­burgern Kleve, Mark und Ravens­berg zugesprochen, die Pfalz-Neuburger erhielten Jülich und Berg. Auf der Sparren­burg wurden verbündete holländische Truppen einquar­tiert.

Während des 30-jährigen Krieges erlebten Burg und Stadt eine wechsel­volle Geschichte. Spanische und kaiser­liche Truppen, auch unter General Tilly, machten den Holländern und Branden­burgern den Besitz der Festung mehrfach streitig. 1626 brand­schatzten sie Bielefeld. Abziehende kaiser­liche Truppen schleiften einmal die Schanzen um die Festung, setzten sie Jahre später, als sie sie abermals besetzten, wieder instand. Schwedische Truppen sorgten für eine fast einjährige, erfolg­reiche Belagerung der Festung, eine ihrer schwersten überhaupt, als sie sich 1636 in der Hand einer kaiserlichen Besatzung befand. Erst im Düssel­dorfer Teilungs­vertrag legten die Kontra­henten am 8. April 1647 ihre Streitig­keiten bei und bestätigten die Zugehö­rigkeit Ravens­bergs zum Kur­fürsten­tum Branden­burg, wie schon im Xantener Vergleich (s. o.) vereinbart.

Im Laufe seiner Regierungszeit 1640 - 88 war der Große Kurfürst, Friedrich Wilhelm I., der brandenburgische Landesherr, häufiger und gerne auf der Burg und Festung bei Bielefeld. Zwei seiner Kinder wurden hier geboren. Er ordnete das Wirtschaftsleben und gründete die Bielefelder Legge, eine Leinenprüfanstalt, die den weithin und bis ins 20. Jahrhundert währenden guten Ruf des Bielefelder Leinens begründete.

Im nieder­ländisch-franzö­sischen Krieg 1672 - 79, einem Eroberungs­krieg des französischen Sonnen­königs Ludwig XIV., unterstützte der Große Kurfürst die verbündeten Holländer.
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Ansicht der Gebäude von Süd­westen. Die obere, dritte Etage und den turm­artig vor­spring­enden Anbau erhielt der heutige Palas 1844/45 bei einer Erwei­te­rung des Gefäng­nisses. Der untere Bereich war Teil der mittel­alter­lichen Burg­mauer. Die erste Etage (nicht zu sehen) enthielt auf dieser Seite keine, die zweite zwei Fenster.
Hieraus resultierten zwei Belagerungen von Stadt bzw. Festung. Aus der ersten kauften sich die Bielefelder 1673 frei, die zweite galt 1679 der Festung. Hier gelang dem Festungs­kommandanten Rabe (oder Raban) Hermann von Cloedt (sprich: Klott) die Franzosen über die wahre Stärke der Besatzung zu täuschen, so dass diese auf den Versuch verzichteten, die Festung anzugreifen. Mehr...

1701 krönte sich Friedrich III., Kurfürst von Branden­burg, mit Erlaubnis des Kaisers als Friedrich I. zum König in Preußen. Dies gilt als Gründung des preußischen Staates, der so auch die kurfürst­lich-branden­bur­gischen und zu diesen gehörende Gebiete, wie die Graf­schaft Ravens­berg (und mit ihr Bielefeld und die Festung Sparren­berg) umfasste.

Ab Anfang des 18. Jahr­hun­derts wurde die Burg und Festung wegen der Ent­wick­lung der Artil­lerie mili­tärisch bedeu­tungs­los. Die Herrschenden beschlossen ihre Ent­fe­sti­gung; die Anlage verfiel. Schließlich wurde sie Mitte des Jahr­hunderts geschleift, alle baufälligen Gebäude abgebrochen und der Brunnen zugeschüttet. Friedrich II., der Große, gab die Verblend­steine der Außen­mauern für die 1775 gebaute Garnisons­kaserne am Fuße des Burg­berges frei: Bielefeld wurde unter branden­burgisch-preußischer Herrschaft ab 1713 Garnisons­stadt.

Im Sieben­jährigen Krieg (1756 - 1763) nutzten die Franzosen die Burg und Festung als Korn­lager. Ein in der Nähe erwar­tetes Gefecht war für die Anlage, nicht für die Stadt ohne Bedeu­tung: ein unter bri­ti­schem Kommando des Herzogs von Cumber­land stehendes Heer aus Ein­heiten deutscher Länder und einem preußischen Heer brachten sich südlich des Biele­felder Passes gegen die Fran­zosen in Stellung. Taktische Gründe veran­lassten ihren Abzug. Die Fran­zosen plün­derten Biele­feld. Mehr... Wenig später ent­schieden sie in der Schlacht bei Hasten­beck (südlich Hameln an der Weser) den Sieg gegen Cumber­lands Heer für sich.

1766 wird letzt­malig von einem Drost auf dem Sparren­berg berichtet.

Das Wirtschafts­gebäude auf der Sparren­burg, der Vorläufer des heutigen Palas, wurde von 1743 bis 1877 als städtisches Gefängnis in staatlichem (preußischem) Grund- und Immobilien­eigentum genutzt. Gegen­über wurde ein Inva­liden­haus für aus den preußischen Kriegen stammende Kriegs­krüppel ein­ge­richtet, die ander­weitig nicht versorgt werden konnten. Danach wurde das Gebäude im 19. Jahrhundert dem Gefängnis zugeteilt. Privater Initia­tive war es zu verdanken, dass außer­halb der Burg und Festung, direkt vor dem Marien­rondell und der stadt­seitigen Mauer, der Nord­ost­kurtine, ein Ausflugs­lokal, "Luginsland", die spätere "Berglust", eröffnet wurde, das bis in die Mitte des 20. Jahr­hunderts rund 200 Jahre bestanden hatte.

Ansicht des Burghofs Ende des 19. Jahrhunderts: 28,8 KB

Ansicht des Burg­hofs in der Zeit zwischen 1886/87 (Umbau des ehema­ligen Gefäng­nis­ge­bäu­des zum Palas mit Ritter­saal) und 1900 (Ein­weihung des Denk­mals des Großen Kur­für­sten). Ansichts­karte der Zeit (sog. Vorläufer), vermut­lich Litho­grafie, gelaufen 1891, Original­größe der Darstellung ca. 5,5 cm * 6,5 cm.
Das 19. Jahr­hundert steht aber auch im Zeichen der Öffnung der Burg und Festung als histo­risches Wahr­zeichen und Ausflugs­ziel. Im Zuge einer für diese Zeit typischen Burgen­romantik wurde auf Betreiben des 'Comité zur Wieder­herstellung des Thurmes auf dem Sparen­berge' 1842/43 auf die Reste des Berg­frieds ein Aussichts­turm gebaut. Nach dem Ende der staatlichen Nutzung erwarb die Stadt 1879 schließ­lich die Anlage und baute das nun ehemalige Gefägnis zum Palas­gebäude (s. Fotos auf dieser Seite) mit einem dekorativen "Rittersaal" um. Das Museum des Histo­rischen Vereins, der Vorgänger des Histo­rischen Museums, zog dann um die Wende zum 20. Jahr­hundert ein. 1900 wurde die Einweihung des Kur­fürsten­denkmals unter Teil­nahme seines Stifters, des letzten Grafen von Ravens­berg und letzten deutschen Kaisers, Wilhelms II., begangen.

Im Verlauf ihres Gau­partei­tags in Bielefeld am 20. und 21. Juni 1931 hissten die National­sozialisten auf dem Aussichts­turm wider­rechtlich die Haken­kreuz­fahne. Für den mit ihrer Herrschaft folgenden Krieg wurde die Burg und Festung als aktive und passive Militär­anlage wieder nutzbar gemacht: Die Kase­matten wurden zum Teil als Luft­schutz­bunker eingerichtet, wohl im Bereich des ehema­ligen vor­deren Vor­werks ein Flak­ge­schütz aufge­stellt und einge­setzt. Letzt­endlich resul­tierte der Mili­ta­rismus in beträcht­lichen Zerstö­rungen an und auf der Sparren­burg durch anglo­ameri­ka­nische Flieger­bomben.

Nach Erledigung der grund­legenden Aufräum- und Wieder­herstel­lungs­arbeiten steht die Burg und Festung in ihrer Rolle als Ausflugs­ziel und historisches Wahr­zeichen wieder im Mittel­punkt des Inte­resses. Neben seiner Nutzung als Gasts­tätte dienten die Räume im Ober­geschoss des Palas' zeit­weise einem Spiel­karten­museum als Ausstel­lungs­fläche. Weitere Restau­rie­rungen folgten, besonders zu erwähnen ist die Wieder­her­stellung des Mauer­werks am Scher­pen­tiner in den 1970er und 80er Jahren. Verschie­dene kultu­relle Aktivi­täten konnten sich auf der Sparren­burg eta­blieren.

Anfang des neuen Jahrtausends war zunehmend erkennbar, dass an der Sparrenburg weitere Restaurierungs­maßnahmen erforderlich wurden: In das Mauerwerk eindringendes und in der kalten Jahreszeit gefrierendes Wasser verursachte Schäden an den Außenmauern, die für großräumige Absperrungen sorgten. Mit den zwischen 2006 und 2013 erfolgten Drainage- und Restaurierungs­arbeiten wurden diese Probleme inzwischen gelöst. Im Zuge dieser Arbeiten wurden spektakuläre archäologische Entdeckungen gemacht, siehe Menü: Archäologische Grabungen auf dieser Internetseite.

Ein an Stelle des ehemaligen Kiosks erichtetes Besucherzentrum erfährt wegen seiner eigenen Architektur vor allem in Fachkreisen Anerkennung. Das Vorgaben missachtende und das mittelalterliche Torhaus im Innenhof vollständig verdeckende und betoniert-imitierende sowie die ehemalige Burg- und Festungsarchitektur unberücksichtigt lassende Gebäude findet bei Besuchern allerdings nur selten Zuspruch. Insgesamt wohl Ausdruck der auf dem pädophilen Kindercaust, sexuellen Genozid gegründeten, erforderlichen Zeitgeist linksgrüner Dekadenz zur grauenhaften Einbildung der Überwindung ihrer Mittelmäßigkeit. Wobei Mittelmäßigkeit hier sicherlich noch geprahlt ist.