An der Pass­seite der Burg- und Festungs­anlage wurden 2008 die Grund­mauern eines großen Gebäudes frei­gelegt (s. Foto, Räume 5a - 5e). Wegen seiner Lage zu den Vertei­digungs­stel­lungen, den Ron­dellen (1, 2), kann eine teil­weise Nutzung als un­typi­sches Zeug­haus ver­mutet werden. Gewöhnlich haben Zeughäuser saalartigen Charakter. Auf drei Seiten verläuft es paral­lel zu den die Festung begren­zenden Mauern, den Kurtinen, reicht an diese aber nicht heran. An der Pass­seite selbst und sehr wahr­schein­lich zur Stadt­seite
Die Ausgrabungsstelle an der Passseite: 39,3 KB

Der durch die in 2008 ergra­benen Grund­mauern erkenn­bare Grund­riss eines großen Gebäudes an der Pass­seite der Burg und Festung.

1, 1a. Kiek­statt­rondell mit Zugang.
2. Wind­mühlen­rondell, vormals frei­stehender Geschütz­turm.
3. Pass­seitige Kurtine, jüngste Mauer.
4. Ältere Mauer.
5a. Versammlungs- oder ähnlicher Raum.
5b - 5e. Das Zeughaus, Räume.
6. Grund­mauern des um 1805 teil­weise auf den Grund­mauern des abge­bro­chenen Gebäudes errich­teten sog. Pulver­hauses (mit Keller­treppe, links).
7, 7a. Magazin­grund­mauern und -mauer­rest.
hin dient die ältere, von der Festung umschlos­sene Mauer (4) dem Gebäude als Funda­ment. Auf der der Stadt­seite gegen­über­liegenden Seite reicht das Gebäude am auf der Pass­seite befind­lichen Wind­mühlen­rondell (2), dem ehe­ma­ligen, vor­gela­gerten Geschütz­turm, vorbei.

Der Raum 5a ist größer als die anderen Räume und nicht mit ihnen verbunden. Er hat in allen Wänden Sitz­nischen und in den Ecken sorg­fäl­tig bear­bei­tete halb­hohe Säulen, auf denen vermut­lich ein Gewölbe geruht hat. Wahr­schein­lich diente der Raum Ver­samm­lungs- und Reprä­sen­ta­tions­zwecken.

Als die Festung Mitte des 18. Jahr­hun­derts geschleift wurde, alle baufäl­ligen Gebäude abge­brochen wurden, war das auch das Ende des hier beschrie­benen Gebäudes. Anfang des 19. Jahr­hunderts wurde dann z. T. auf die Grund­mauern des Raumes 5c ein als Pulver­haus über­liefertes Gebäude (6) gesetzt. Eben­falls in dieser Zeit entstand das meist als Magazin bezeichnete und 1879 noch als Militärwagenremise der in Bielefeld stationierten Garnison genutzte Haus (7, 7a). Beide fielen 1944 dem Bomben­krieg zum Opfer. Der Mauer­rest 7a wurde 2010 für die Grabungen an der Brücke zum Wind­mühlen­ron­dell (s.u.) abge­bro­chen.

Die Zugänge zu den Rondellen verliefen durch die Räume 5b und 5e des Gebäudes. Zum westlichen Geschütz­turm, dem späteren Wind­mühlen­rondell (2), führte vormals eine doppel­stöckige Brücke (s. Foto bzw. Archä­o­lo­gische Gra­bungen: Brücke). Weil sie bau­lich nicht mit ihm ver­zahnt ist, ist gesi­chert, dass sie später als der Geschütz­turm gebaut worden ist. Zwischen­zeit­lich ist eine Holz­kon­struk­tion wahr­schein­lich. Wegen der Schuss­richtung ihrer Schieß­scharten ist sie aber älter als das nörd­liche Kiek­statt­rondell (1). Dieses wurde ledig­lich mit einem breiten Damm (1a) mit der Anlage verbunden.
Die Brücke zum ehemaligen Geschütz­turm: 19,4 KB

Blick auf den Brücken­bogen der Brücke zum ehema­ligen Geschütz­turm in den Kase­matten am Wind­mühlen­rondell - eine deutsch­land­weit wohl einzig­artige Kon­struk­tion.
Die ältere Mauer (4) gehört in diese Zeit. Der Bereich zwischen älterer (4) und neu gebauter Festungs­mauer (Kurtine, 3) wurde nach dem Bau der beide Vertei­di­gungs­türme verbin­denden Kase­matten (unter­irdische Gänge) mit Erde und Gestein auf­gefüllt. Die Brücke diente ab dann nur noch als Weg auf das Rondell, nicht mehr als Über­gang auf den Geschütz­turm. Der Zugang in die Kasematte stand durch den Bau des Zeughauses nicht mehr zur Verfügung. Dieses wurde wohl auch jetzt erst errich­tet, da der Stütz­bogen (siehe Archä­o­lo­gische Gra­bungen: Nordecke) sonst nicht hätte gemauert werden können. Weil der Scherpen­tiner, die spitz­wink­lige Bastion an der West­ecke der Anlage noch später errichtet wurde, dürfte die Kase­matte des Wind­mühlen­rondells in dieser Zeit nur über den Eingang in die Kase­matte des Kiek­statt­rondells zugäng­lich gewesen sein.


Exkurs: Die nordwest­lichen Kasematten

Die untere Ebene in den gedeckten Gang der Brücke erreichte man zur Zeit des frei­stehenden, vor­gelager­ten Geschütz­turms über eine breite Treppe bzw. Rampe. Dieser Zugang befand sich auf dem Burggelände am westlichen Teil der Ringmauer und unter­halb des später errichteten Zeughauses, im Raum 5b. Der Gang in der Brücke endete wiederum in einer Treppe, die direkt in die Kasematte des Geschütz­turms hinab führte. In der breiten Mauer zum Kiek­statt­rondell an der nörd­lichen Ecke der Anlage verläuft ein unter­irdisches Gang­system in die dortige Kasematte, das mit der des Wind­mühlen­rondells verbunden ist.